Nach der Reformation 1517 sorgte der Augsburger Religionsfrieden von 1555 für Ausgeglichenheit zwischen den Konfessionen. Doch zum Ende des 16. Jahrhunderts kommen im Heiligen Römischen Reich Fürsten an die Macht, die ihre Konfession sehr streng auslegen.
Als die katholischen Landesherren in Böhmen die verbrieften Rechte der Protestanten wieder einschränken, gerät die Lage außer Kontrolle. Im Frühjahr 1618 werfen aufgebrachte Adlige zwei kaiserliche Stadthalter und einen Sekretär aus dem Fenster der Prager Burg.
Obwohl alle drei diesen Fenstersturz fast unbeschadet überleben, kann König Ferdinand II. von Böhmen, der gleichzeitig habsburgischer Kaiser ist, diese Demütigung nicht hinnehmen. Der Verlust Böhmens würde das Gleichgewicht zwischen den sieben Kurfürsten, die den Kaiser wählen, ins Wanken bringen. Brandenburg, Sachsen und die Rheinpfalz sind protestantisch, die Erzbischöfe von Köln, Trier und Mainz katholisch. Die Stimme des bisher katholischen Böhmens würde bei der nächsten Kaiserwahl den Ausschlag geben.
So bleibt Ferdinand II. gar nichts anderes übrig, als den Aufstand in Böhmen niederzuschlagen. Da ihm jedoch die finanziellen Mittel fehlen, so einen Krieg zu führen, bittet er die Spanier und den Bayernherzog Maximilian um Hilfe. Bei der Schlacht am Weißen Berg erobern sie 1620 Böhmen zurück.
Doch die siegreichen Helfer stellen nun ihrerseits Forderungen an den Kaiser. So fordert der strenge Katholik Herzog Maximilian von Bayern die pfälzische Kurwürde. Das wiederum würde zu einer gewaltigen Machtverschiebung im Reich führen, was die Protestanten niemals hinnehmen könnten. Der spanische König Philipp IV. verlangt einen Teil der Pfalz, um den Nachschub für seinen Krieg mit den Niederlanden zu sichern. Das wiederum kann Frankreich nicht akzeptieren.
In ihrer Not wenden sich die Protestanten an König Christian IV. von Dänemark. Dieser ist zwar finanziell gut ausgestattet, muss sich 1629 aber geschlagen aus dem Krieg zurückziehen. Und so greift Gustav II. Adolf, König von Schweden, 1630 in das Geschehen ein. Das eigentlich katholische Frankreich, hält sich lange heraus, unterstützt aber die Protestanten. Erst 1635, als man befürchtet, die Habsburger könnten zu mächtig werden, tritt auch Frankreich aktiv in den Krieg ein.
Der Krieg kostet Kaiser Ferdinand II. auf Dauer mehr Geld, als er aufbringen kann. Da kommt ihm der Vorschlag seines alten Freundes Albrecht von Wallenstein sehr gelegen, der ihm anbietet, eine Armee auf eigene Kosten aufzustellen. Finanzieren will er diese durch sogenannte Kontributionen, was bedeutet, dass alle Bewohner der Gebiete, durch die Wallensteins Armee zieht, zur Kasse gebeten werden. Zunächst funktioniert Wallensteins System recht gut, doch je länger der Krieg dauert, desto härter trifft es die Bevölkerung. In manchen Regionen, wie in Mecklenburg, schrumpft die Einwohnerzahl bis zum Ende des Krieges auf ein Drittel.
Erst 1643 kommen die kriegführenden Parteien zu Gesprächen in Münster und Osnabrück zusammen. Es dauert aber noch fünf Jahre, bis endlich 1648 mit dem „Westfälischen Frieden“ der Krieg offiziell beendet wird.
Tatsächlich war der große Dreißigjährige Krieg eine Aneinanderreihung von vier Einzelkonflikten, bei denen es meist nur vordergründig um die Konfession ging. Interessant ist, dass alle kaiserlichen Protagonisten (Ferdinand II., Maximilian I. und auch der Heeresführer Tilly) allesamt strenge Jesuitenschüler waren, der „Kriegsunternehmer“ Wallenstein jedoch einer protestantischen Familie entstammte, auch wenn er später konvertierte. Am Ende ging es vor allem um Macht und Einfluss im Heiligen Römischen Reich und weniger um Überzeugungen.
Die in der Diaschau auf dieser Seite verwendeten Radierungen entstammen der Serie Les grandes misères de la guerre (Das große Elend des Krieges) von 1633 und wurden vom französischen Zeichner und Kupferstecher Jacques Callot (1592–1635) angefertigt. Seine ausgefeilte Radiertechnik und seine präzisen Darstellungen zogen über die Jahrhunderte viele Künstler in ihren Bann, darunter Rembrandt oder Francisco de Goya und E. T. A. Hoffmann, die sich in ihren Werken sogar direkt auf Jacques Callot beziehen. | Jacques Callot bei wikipedia
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